Beeindruckende Verwandlung mit Pinsel, Schminke und Kamm
Norder Bühne: Keine Aufführung ohne Maske – Es werden Mitstreiter gesucht
Von Magret Martens
Bevor die Darstellenden die Bühne des Theaters Norden betreten, werden sie professionell geschminkt. Ein Grund: Bei der hellen Beleuchtung der Bühne werden die Konturen schwächer, deshalb werden die Konturen in der Maske mit Theater-Make-up entsprechend der jeweiligen Rolle hervorgehoben. Zudem werden Gesicht und Hals abgepudert, damit sie nicht glänzen.
Das Team in der Maske hat sich in Kursen des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen auf diese Aufgabe vorbereitet und gelernt, wie man die Mitwirkenden eines Stückes mithilfe von Schminke und Frisuren in die verschiedenen Charaktere verwandelt – also wie aus einem jungen Mann ein alter Greis wird, ein schüchternes Mädchen zu einer Prostituierten oder ein eleganter Jüngling zu einem Hippie. Es kann zudem Verletzungen “zaubern”, die nahezu echt aussehen.
In der Maske – im Keller des Theaters Norden – herrscht ab 17.30 Uhr Hochbetrieb: Die Niederdeutsche Bühne führt ein Kostümstück auf. Das Geschehen spielt in den 1920er-Jahren. Das bedeutet, dass die Darstellenden nicht nur in historische Bekleidung schlüpfen, sondern dass sie auch entsprechend geschminkt und frisiert werden müssen. Bei den Frauen werden die Haare hochgesteckt, während die Männer vorwiegend mit Pomade gestylte Frisuren, Mittelscheitel und Bärte tragen.
Die Maskenbildnerinnen haben sich vorbereitet, haben sich darüber informiert, welches Make-Up zu der Zeit benutzt wurde und welche Frisuren im Trend waren. Auch das Alter der jeweiligen Charaktere muss berücksichtigt werden. Manches Mal muss eine jüngere Person mithilfe der Schminke in einen alten Menschen, eine gesittete Schauspielerin in eine „leichtlebige Dame“, ein harmloser Darsteller in einen herrischen Chef oder ein gestandener Komödiant gar in einen Geist verwandelt werden. Alles kein Problem für das Team rund um Hilke Dringenberg und Antje Hattermann. Mit Schwamm, Pinsel, Kamm, Bürste und Lockenstab sind die Mitwirkenden des Stückes, die den Raum der Maske wieder verlassen, plötzlich auch äußerlich die Personen, deren Rollen sie auf der Bühne verkörpern sollen.
„Man muss sich auf die Stücke einstellen, je nachdem, in welcher Zeit sie spielen und welche Charaktere dargestellt werden sollen“, erklärt Hilke Dringenberg, die das Team leitet. „Da muss man vorher recherchieren, auf was es dabei ankommt und was in dieser Zeit prägend war“, sagt sie. Wichtig sei auch, dass man die Haut der einzelnen Darstellenden kenne und wisse, was diese vertrage und was nicht. Viele Menschen hätten heute Allergien, das müsse bei der Auswahl der Produkte berücksichtigt werden. Zunächst würden die Schauspielerinnen und Schauspieler dann probeweise geschminkt und mit dem Regisseur oder der Regisseurin abgesprochen, ob die Masken so in Ordnung seien oder ob noch was geändert werden solle.
Die ausgebildete Kosmetikerin hat hinsichtlich ihrer Tätigkeit bei der Niederdeutschen Bühne unter anderem auch mal einen Schminkkurs bei einem Profi-Maskenbildner am Oldenburger Theater teilgenommen. „Da ging es darum, verschiedene Charaktere zu schminken. Aus jungen Gesichtern wurden dabei alte, Obdachlose, Verletzte oder Ähnliches.” So ein Kurs sei ein guter Einstieg in diese Arbeit.
Eine besondere Herausforderung sei es, junge Menschen in Senioren zu verwandeln, fährt sie fort. „Da kommt es darauf an, die Falten herauszuarbeiten, die dann ausgepudert werden, damit sie echt aussehen. Wir müssen ja mit den Gesichtern der Darstellenden arbeiten. Mit den Falten kann man viel machen, so zum Beispiel die Augen-, Mund- oder Nasalfalten hervorheben“, erläutert sie und betont: „Es macht Spaß, die Leute zu verändern, und wenn das Publikum uns die Charaktere abnimmt, ist das unser größter Lohn.“
Antje Hattermann hat seit 1993 für die Norder Bühne in ihrer Freizeit die Maske betreut. Inzwischen hat sie sich aus beruflichen und familiären Gründen zurückgezogen und springt nur noch im Notfall ein, wenn jemand ausgefallen ist. Sie blickt aber gern auf die Arbeit hinter den Kulissen zurück, denn sie hat viele verschiedene Charaktere geschminkt und frisiert, und manche der Umwandlungen stellten durchaus eine Herausforderung dar. Es bereite großes Vergnügen, die Frauen und Männer im Stück so zurechtzumachen, dass sie ganz in ihre Rolle schlüpfen könnten.
Ein Schwerpunkt der Arbeit von Antje Hattermann waren die Frisuren. Als gelernte Friseurin verpasste sie den Schauspielerinnen elegante Hochsteckfrisuren, einen üppigen Lockenkopf oder eine Wasserwelle. Aber auch so mancher Mann wurde, gerade bei den Kostümstücken, mit zerzaustem Haar in einen zerstreuten Professor verwandelt oder mit Mittelscheitel und Außenwelle in einen Direktor. „Dann sehen die Darstellenden gleich ganz anders aus“, sagt sie.
Sowohl Antje Hattermann als auch Hilke Dringenberg berichten, dass in der Maske eine schöne Gemeinschaft und tolle Atmosphäre herrsche. Da werde auch mal geklönt und zusammen Kaffee getrunken.
Aktuell werden im Team noch weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter gesucht. „Wir würden uns sehr über eine Unterstützung freuen“, sagen sie. Spezielle Vorkenntnisse müssen die Interessierten nicht mitbringen. „Wichtig sei, dass man Spaß am Schminken habe und sich ein wenig mit Kosmetik auskenne. „Ich bin damals auch so in die Theatermaske reingerutscht, und sie ist ein schöner Ausgleich zu meiner alltäglichen Arbeit“, berichtet Hilke Dringenberg. Es seien ja im Frühjahr und im Herbst bei den Aufführungen immer jeweils sechs bis acht Abende, an denen man im Einsatz sei, „und die kann man dann im Team auch noch aufteilen“. Und nicht immer müssten alle Mitwirkenden aufwendig zurecht gemacht werden. „Manche Frauen schminken sich auch selbst, und die Männer werden oft nur abgepudert“, sagt sie. „Alle Interessierten, die gern frisieren, sind willkommen“, fügt Antje Hattermann hinzu. Neben Dringenberg und Hattermann gehört unter anderem auch Katrin Kruse dem Team an.
Wer also Lust hat, in der Theatermaske mitzuhelfen, kann sich beim Vorstand der Norder Bühne melden, und zwar
beim Bühnenleiter Dieter Hattermann (Telefon: 04938/255, Handy: 0151/15400801, E-Mail: breepott@ewe.net),
beim Geschäftsführer Bruno Stürenburg (Telefon: 04931/167925, Handy: 0171/5248948, E-Mail: bruno_stuerenburg@ewe.net),
bei der Vize-Geschäftsführerin Heike Heims (Telefon: 04931/9836654, Handy: 0160/3762468, E-Mail: heikeheims@web.de)
und bei Magret Martens (Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 04931/3714, Handy: 0174/9706200, E-Mail: magret.martens@t-online.de).